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Zen und das Corona-Virus


Das Corona-Virus mit all seinen Auswirkungen stellt uns vor existenzielle Lebensfragen. Es geht um Leben und Tod, um das was jedem und jeder im Leben wichtig ist, und es geht um die Beziehungen zu den Mitmenschen - den uns Nächsten, den Befreundeten, den Menschen in der Gemeinde und allen anderen.

Der Austausch mit anderen Menschen ist uns so selbstverständlich, dass es der Aussetzung bedarf, um sich über deren Bedeutung klar zu werden. Wer bedeutet uns wirklich etwas? Welchen Menschen wollen wir Unterstützung gewähren, auch wenn sie uns vielleicht gar nicht so nahe sind?

Nicht alle Dinge sind im Leben gleich wichtig. Und Gewisses ist überhaupt nicht wichtig. Auch das zeigt uns der Corona-Virus. Es ist, als sähen wir in einen Spiegel, und da sehen wir uns selbst. Was ist es für ein Mensch, der uns da entgegenblickt? Was hat er für Eigenschaften, welche Neigungen prägen ihn? Wohin zieht es ihn?

Schliesslich geht es um die Frage von Leben und Tod. Die Selbstverständlichkeit des Lebens und seines Fortganges ist nicht mehr so ohne weiteres gegeben. Erst darin zeigt sich das Wesen des Lebens als unfassbares Sein. Und zugleich kennen wir nichts anderes. Nie waren wir nicht lebend, und wir können uns auch nicht vorstellen, wie es wäre, tot zu sein. So gesehen gibt es den Tod gar nicht. Was wir kennen, ist nur dieses Leben.

Auch ohne Alternative ist uns dieses eine Leben wertvoll. Es hat sein Gutes, wenn die Zeit der Ablenkungen vorbei ist. "Die Ablenkungen sind zahlreich - ich gelobe sie alle zu lassen" - könnte man sagen in Anlehnung an die vier buddhistischen Gelübde. Was ohne Ablenkungen bleibt, ist in den Zeiten des nicht nur freiwilligen, sondern auch verordneten Rückzuges spürbar. Ein Leben ohne Ablenkungen ist ein wirkliches Leben.

Zu den gesellschaftlich legitimierten Ablenkungen gehören das ausgeprägte Konsumverhalten, gesellschaftliche Beziehungen ohne innere Verbindung zu den beteiligten Menschen, die Zeitverschwendung in der Unterhaltungsindustrie, der Konsum von Drogen und vieles mehr. Es scheint, als ob ein Korrektiv notwendig geworden wäre.

Was sich im Zuge der Corona-Krise abzeichnen kann, sind Ansätze zu einem neuen kollektiven Bewusstsein. Dazu bedarf es der Reflexion und der Hinwendung zum Inneren Sein. Letzteres ist uns Meditierenden recht vertraut. Für manche Menschen mag die Einschränkung der äusseren Bewegungsfreiheit und die sich zwangläufig ergebende Rückbesinnung aber eine grosse Herausforderung sein. Vielleicht können einige von uns anderen dazu gelegentlich eine Hilfestellung geben.

Introversion ist sehr zen-like. Was jetzt breitflächig angezeigt ist, kennen wir gut. Allen begegnet "Nicht-Wissen". Manchen mag dies eine grosse Sorge bedeuten. In der Meditation erfahren wir, dass Nicht-Wissen einfach Nicht-Wissen ist. Wir wissen nicht, was kommt, und wir können es so sein lassen. Es war schon immer so, dass wir es nicht wussten, aber wir stützten uns auf unsere Gewohnheiten, und diese zeigen nun ihre Brüchigkeit. Dahinter scheint das Leben auf.

Auch ohne gemeinsame Meditation bleiben wir miteinander verbunden, und der Moment wird kommen, die Stille wieder gemeinsam zu pflegen. Sie ist immer da, und gerade im Freiraum ist sie gut zu vernehmen. Es gibt auch jetzt viele Möglichkeiten, sich miteinander zu verbinden, auch "virtuelle".

Auf dieser Homepage finden sich Anregungen für die Zeit der "Home Meditation". Ich wünsche allen ein gutes Ergehen in dieser herausfordernden Zeit, und vor allem, dass Ihr gesund bleibt.


Artikel:

Die Corona-Krise zeigt: Wir brauchen ein neues Bewusstsein  (3. April 2020)

 




Gedanken von Dieter Wartenweiler